Maßnahmen zur Umsetzung

Es muss was passieren: Dafür demonstrieren Menschen seit Jahren.

Bild: Leonhards_pixabay

Jugend und Klima

"Wir haben nicht mehr viel Zeit"

Malte Scholz ist seit dem Jahr 2021 stellvertretender Vorsitzender der Evangelischen Jugend (EJ) in Bayern.Ein Interview.

Herr Scholz, als stellvertretender Vorsitzender sind Sie für die Themen rund um die christliche Schöpfungsverantwortung zuständig. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?
Kirche muss ihre Verantwortung als großer gesellschaftlicher Player wahrnehmen. Als aktive:r Christ:in kann ich doch gar nicht anders als Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen. Das folgt doch direkt aus dem Glaubensbekenntnis zu Gott als Schöpfer. 

Sie sind im geschäftsführenden Ausschuss für die jugendpolitischen Themen zuständig. Die EJ sieht Schöpfungsverantwortung also explizit als politische Herausforderung?
Auf jeden Fall! Da sind wir uns auch mit den anderen Jugendverbänden einig. Am 7. März 2022 zum Beispiel haben wir gemeinsam eine Aktion vor der Staatskanzlei gemacht, um gegen die 10H-Abstandsregelung bei Windrädern zu protestieren.

War die EJ da so etwas wie eine Vorreiterin innerhalb der Jugendverbände? 
Naja, im Konstrukt der Kirche sind wir als Jugendverband sicherlich einige Schritte voraus – der erste Grundsatzbeschluss der EJ zum Thema Nachhaltigkeit stammt aus dem Jahr 2013. Seit dem Landesjugendkonvent des Jahres 2019 sind „Bewahrung der Schöpfung“ und der Kampf gegen den Klimawandel für uns dann sehr zentrale Themen. Gesamtgesellschaftlich waren die Fridays for Future natürlich schneller und engagierter und haben uns als EJ mitgerissen. Und das Thema hat ja nicht an Aktualität verloren.

Wie wird das Schwerpunktthema in den einzelnen Gruppen umgesetzt?
Wir haben ein Siegel 'Ökofaire Standards' in der Jugendarbeit entwickelt mit zehn Leitlinien, wie man zum Beispiel Freizeiten öko-fair gestaltet. Das ist von ziemlich vielen Ortsgruppen aufgegriffen und umgesetzt worden. Gerade das Thema „Essen“ ist da immer ganz wichtig -es ist schon eine Veränderung, wenn man plötzlich ankreuzen muss, dass man Fleisch essen will. Im Sommer 2019 lief dann unsere Aktion „Schöpfungs-like“ -damit waren wir bei den großen Demos sehr präsent. Wir versuchen auch jetzt immer, bei den Demos als EJ präsent zu sein.

Angst vor den Folgen des Klimawandels stand in den Umfragen der vergangenen Jahre immer wieder ganz oben bei den Sorgen der Deutschen, insbesondere der jungen Generation. Seit Ende Februar ist nun Krieg in Europa - haben sich die Sorgen dadurch verändert?
Aktuell dominiert der Krieg, er erschreckt gerade die junge Generation, die so etwas noch nie erlebt hat. Aber andererseits zeigen diese Wochen auch wieder, wie entschlossen Regierungen sein können, wenn sie Herausforderungen erkannt haben und ernst nehmen. Viele junge Menschen werden daher darin bestärkt, dass sie die Regierenden daran erinnern müssen, auch beim Kampf gegen den Klimawandel genauso engagiert zu handeln.

Für Menschenrechte und Umweltschutz

Die Evangelische Jugend in Bayern setzt sich unter anderem aktiv für Umweltschutz und Menschenrechte ein. 

Mehr Informationen!

Mehr

Weniger

Gibt es für Sie einen Zusammenhang zwischen dem Engagement für Frieden zwischen den Völkern und dem Kampf gegen den Klimawandel?
Frieden und Sicherheit entstehen durch Gerechtigkeit, unter den Folgen des Klimawandels leiden heute vor allem die Schwachen. Einstehen für den Frieden heißt auch Einstehen für Lebensmöglichkeiten anderer Geschöpfe. Also auch Engagement gegen den Klimawandel und gegen den Artenschwund.

Warum engagieren Sie sich in der evangelischen Kirche -und nicht etwas bei Fridays for Future oder BNJugend -für die Umwelt und eine lebenswerte Zukunft?
Tatsächlich bin ich gleichzeitig Mitglied bei der Grünen Jugend, war im Jahr 2020 sogar Kandidat für den Stadtrat in Neustadt an der Aisch. Mit dem Thema „Klima“ bin ich in die Landesjugendkammer gewählt worden. Die EJ ist einer der drei größten Jugendverbände in Bayern, daher sind wir ein wichtiger Player, der das Thema bearbeiten muss. Klimaschutz setzt Achtsamkeit voraus, deswegen engagiere ich mich hierfür bewusst im kirchlichen Kontext. Stichwort „Bewahrung der Schöpfung“. Das heißt Nächstenliebe gegenüber allen Mitgeschöpfen. Und Nächstenliebe umschreibe ich als Offenheit, aufeinander Zugehen - Klimaschutz ist aufeinander Zugehen im umfassenden Sinn.

Was wünschen Sie sich von unserer Kirche?
Mehr Entschlossenheit bei den großen Zukunftsthemen, weniger Zaudern. Es gibt viel Beschwer, dass alles immer schwerer wird. Einfach einmal neue Wege gehen, gerade was den Klimaschutz angeht. Wir haben nicht mehr viel Zeit - wir haben nicht die Zeit für „normale“ kirchliche Entscheidungsprozesse.

Malte Scholz, Bild: © Malte Scholz

Bild: Malte Scholz

Malte Scholz

ist seit dem Jahr 2021 stellvertretender Vorsitzender der Evangelischen Jugend (EJ) in Bayern. Der 21-Jährige stammt aus Neustadt an der Aisch und studiert Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Nürnberg

Mehr

Weniger

16.09.2022
Wolfgang Schürger