Insekten zu schützen erfordert ein grundlegendes Umdenken in vielen Bereichen.
Bild: Nimrod Oren/Pixabay
Artenschutz
Leben im Sinne der Schöpfung
"Unser blauer Planet trägt ein grünes Kleid," erklärt Heidi Sprügel, Diplom-Biologin, Kirchenmusikerin und Studienleiterin für Umwelt- und Persönlichkeitsbildung am Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum Bad Alexandersbad (EBZ). "Das Kleid atmet, es reguliert Temperatur und Feuchtigkeit, es schützt und schmückt. Von der grünen Vegetation leben Würmer, Bodentierchen, Insekten, Kleinsäuger, Vögel und vieles mehr. Warum nur wird diesem Pflanzenkleid so ein geringer Wert beigemessen?"
Christinnen und Christen bekennen sich zu Gott als dem Schöpfer allen Lebens. Sie sehen sich als Geschöpfe unter anderen Mitgeschöpfen. Martin Luther umschrieb das folgendermaßen: „Geschaffen samt aller Kreatur.“
Lebensraum für Mitgeschöpfe zu erhalten oder neu zu schaffen, ist die Verantwortung, die aus diesem Bekenntnis folgt. "Eine einzige Pflanze steht für das Leben von mindestens zehn anderen Tier- oder Pflanzenarten," erklärt Sprügel. " Wir sind nicht deren Macher, aber die Mittler. Und dem Vermitteln optimaler Bedingungen sollten wir uns mit Kraft und Engagement widmen."
Dieses Ziel verfolgt der Blühpakt Bayern. Zusammen mit den Allianz-Partnern im Blühpakt möchte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern den Schutz von Insekten auf allen gesellschaftlichen Ebenen sichern. Die Landeskirche, ihre Kirchengemeinden und kirchlichen wie diakonischen Einrichtungen tragen dafür Sorge, Frei- und Umgriffsflächen naturnah zu gestalten und so Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern. Durch Bildungsarbeit und spirituelle Angebote stärken sie die Lebenshaltung, in der Menschen sich als Geschöpf unter Mitgeschöpfen verstehen, die Vielfalt der Natur als Geschenk des Schöpfers loben und in Respekt vor und mit den Mitgeschöpfen leben. "Das grüne Kleid ist unserer Sorge anvertraut. Durch klugen Umgang mit der Vegetation tragen wir bei, dass es weiter geht in eine gute Zukunft", sagt Sprügel und gibt Tipps, was jeder Einzelne und auch Gemeinden tun können:
- heimische Pflanzen aussäen
- keine Chemie verwenden
- Überwinterungsstrukturen belassen
- Beleuchtung reduzieren
- kirchliche Blühflächen anlegen oder entwickeln
- genau hinschauen: Lage, Bodenart, Lebensräume
- durchgängiges Blühangebot bedenken: Frühjahr bis Winter
- Stauden erst im Frühjahr schneiden (in den Stängeln überwintern Insekten)
- Laub anhäufeln
- Insektenhotels einrichten
- Mauer, Holzstapel, Steinhaufen Wasser als Lebensraum betrachten
Charta zum Schutz der Insekten
Das Bewusstsein, dass Insekten geschützt werden müssen, reift, und das Wissen, wie dies geschehen muss, wächst. Diesen Prozess gestalten die Allianz-Partner im Blühpakt Bayern aktiv mit.
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In konkreten Projekten werden kirchliche und diakonische Flächen naturnah und insektenfreundlich angelegt und gepflegt und somit mehr Lebensräume für unsere heimische Flora und Fauna geschaffen. "Es geht zum einen um geeignete Pflegemaßnahmen, zum anderen geht es auch um das Wir. Gruppen sollen zusammenfinden, Energie im Geschehen spüren und gemeinsame Gestaltungskraft zum Ausdruck bringen," bemerkt Sprügel und verweist auf die Projekte, die in den bayerischen Gemeinden bereits erfolgreich laufen.
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Insekten zu schützen erfordert ein grundlegendes Umdenken in vielen Bereichen, aber die Verantwortung für den Rückgang der Biodiversität führt zur ethischen Verpflichtung, das Artensterben zu stoppen. Ein Umdenken, das also nicht nur dringend nötig, sondern auf vielen Ebenen auch lohnenswert für jeden einzelnen ist, findet Heidi Sprügel: "Naturnahe Vegetation schenkt Befriedigung und Schönheit, sie zeigt Wandel und Reife. Leben im Sinne der Schöpfung wird wieder möglich, wir werden verbunden mit dem Ursprung und einer Identität: Unser Zuhause besteht aus einem grünen Gewand."
25.01.2024
ELKB